Rund 250 Kilometer nördöstlich von Astana und knapp 150 Kilometer von meiner alten Heimatstadt Alexejewka/Akkol entfernt liegt der Nationalpark und Kurort Borowoje. Inzwischen wurde auch dieser Nationalpark zurück-umbenannt und heißt jetzt offiziell Burabai. Aber die Einheimischen bevorzugen nach wie vor den Namen Borowoje. Als Kind war ich leider nie dort, habe aber alle, die mal dort waren, davon schwärmen hören. Also habe ich im Vorfeld unserer Reise mal recherchiert und war überwältigt, welch schöne Bilder man von diesem Flecken Erde im Netz so alles findet.
Daher steht es für uns außer Frage, dass wir einen Tagesausflug dorthin machen müssen. Die Badesachen lassen wir vorsorglich im Hotel. Bei 18 Grad und ständigen Regenfällen sind wir da nicht allzu optimistisch. Dafür ist die Straße nach Borowoje um Welten besser als die in das Dorf, in dem meine Oma gewohnt hat. Im Reiseführer steht geschrieben, dass die Straße zwischen Astana und Borowoje die am besten ausgebaute im ganzen Land ist. Denn viele Kasachen verbringen ihre Ferien gerne dort.
Und seid wir dort waren, versteh ich auch warum. Nicht umsonst wird Borowoje “die Perle Kasachstans” oder “die kasachische Schweiz” genannt. Es ist einfach wunderschön dort, selbst bei verregnetem grauem Wetter. Nach der eineinhalbstündigen Fahrt durch die Steppe inmitten von Birken und Kiefernwäldern mit einigen Bergen und 14 großen sowie mehreren kleinen Seen. Prägend sind auch die unterschiedlich großen Felsformationen, um die sich diverse Legenden ranken und die mit ihrer Form unterschiedlichen Tieren oder Menschen ähneln. Der Anblick ist wirklich atemberaubend und die vielen Felsen laden zum Klettern ein. Selbst mein Vater klettert mit uns. Die frische Luft hier wirkt wahrlich verjüngend. ^^ Und wir können uns ausmalen, wie schön es sein muss, bei gutem Wetter in den Seen zu baden oder mit einem der vielen Ruder- oder Tretboote zu den Felsen im Wasser rauszufahren. Einige lassen sich selbst von schlechtem Wetter nicht davon abhalten. Zum Baden ist mir aber definitiv zu frisch an dem Tag.
Auch die Tour im Hinterland der Seen lohnt sich. Vor allem für mich, denn hier entdecke ich noch einen bekannten Duft und Geschmack aus meiner Kindheit: Walderdbeeren. Auf der Fahrt sehen wir an vielen Stellen Menschen, die sich über die Wiesen beugen und etwas sammeln. Der typische Anblick, wenn es wieder Zeit wird, Walderdbeeren zu sammeln. Also nerve ich Flo so lange, bis er eine gute Stelle zum Parken findet. Schon beim Aussteigen strömt einem der Duft nach diesen kleinen leckeren Beeren in die Nase. Also mache ich mich an die Suche und werde schnell fündig. Ich könnte den halben Tag damit zubringen, Walderdbeeren zu sammeln. Aber irgendwann wollen meine Begleiter doch weiter. Zum Glück, denn es gibt noch viel zu sehen. So viel, dass wir an einem Tag nicht alles schaffen. Daher nehmen wir uns vor, auf jeden Fall wieder hierherzukommen und dann ein paar Tage mehr Zeit mitzubringen.
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