Ein Traum wird wahr – der Baikalsee und Irkutsk

Unsere Fahrt mit der Tanssib führt uns nach Irkutsk. Früh morgens und ziemlich übermüdet, da Flo die Hitze im Abteil so sehr zugesetzt hat, dass er mich auch gleich mit wachgehalten hat, kommen wir in der Stadt an, die manch einer als Paris Sibiriens bezeichnet. Mit Paris hat die Stadt allerdings wenig zu tun. Auch wenn es hier wieder deutlich touristischer zugeht als in Krasnojarsk, wo Touristen noch eher selten sind. In Irkutsk gibt es viele chinesische Touristen, denn die Entfernung zu China ist hier nicht mehr allzu weit.

Kaum dürfen wir unsere Hotelzimmer beziehen, holen wir etwas Schlaf nach und gehen dann die Stadt erkunden. Allem voran den Babr, das Wahrzeichen von Irkutsk – ein sibirscher Tiger mit einem Zobel im Maul. Und nicht zu verwechseln mit einem Bobr – also einem Biber. Neben einigen sehr schönen, traiditionellen Holzhäusern und einem ebenfalls großen, wenn auch nicht ganz so möchtigem Fluss, der Angara, bietet Irkutsk auch sehr touristische Straßen mit bunten Ständen und jeder Menge Nippes. Das reizt uns vier weniger. Teigtaschen umso mehr, also gibt es gleich am nächsten Abend die nächste Teigtaschen-Apokalypse.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Flughafen raus und holen unser Mietauto. Das Abenteuer Baikalsee beginnt. Unser Ziel: die Insel Olchon im Baikalsee. In dem größten Ort der Insel, Chuschir, haben wir uns ein Gästehaus gesucht. Gespannt machen wir uns auf den Weg. Die Straße bis zum Baikalsee ist sehr gut ausgebaut. Die einzige Gefahr: freilaufende Kühe, die auch gerne mitten auf der Straße stehenbleiben. Unterwegs fahren wir an einigen kleinen russischen Dörfern vorbei. Mit dem märchenhaften St. Petersburg hat das nichts mehr zu tun.

Am Baikalsee angekommen erwartet uns eine kleine Fähre. Kreuz und quer stehen die Autos da drauf. Immerhin, die Fahrt auf die Insel ist umsonst. Dafür muss man auch rückwärts mit dem Auto von der Fähre wieder runterkommen. Und statt Toiletten zu finden, landen wir aus Versehen in den privaten Räumen der Angestellten. Naja, auf der Insel müssen wir ja nur noch knapp 20 Kilometer bis zum Hotel fahren. Dann haben wir ein richtiges Klo. Denken wird.

Doch zu früh gefreut. Mit solchen Straßenverhältnissen wie auf der Insel hat keiner von uns gerechnet. Der arme Flo. Nach Kasachstan dachte er eigentlich, schlimmer kann es nicht kommen. Doch, kann es. Denn von Straße kann heir nicht mehr die Rede sein. Vermutlich war da mal Asphalt. Aber die strengen Winter haben davon nichts mehr übrig gelassen. Fast in Schritttempo arbeiten wir uns vor. Nur die Kleinbusse, die hier haufenweise fahren, schaffen es, 50-60 kmh zu fahren. Also doch Pinkelpause im Nichts. Und Nichts ist wirklich so gemeint, nicht mal ein Busch zum Verstecken. Und kaum hock ich mich hin, brettern mehrere Busse voller Touristen an mir vorbei. Na bravo.

Die gut zwei Stunden Fahrt für 20 Kilometer halten uns die kleinen Erdmännchen-artigen Tierchen bei Laune, die immer wieder am Straßenrand auftauchen. Über der Insel liegt derweil ein seltsamer Dunst und es riecht verbrannt. Im Hotel angekommen, wird mein Verdacht bestätigt – auf der anderen Seite der Insel brennt der Wald. Ein großes Problem im Sommer 2017 in Russland.

Chuschir selbst ist wirklich überschaubar. Insgesamt leben auf Olchon gerade mal 1.700 Menschen, die meisten davon burjatischer Abstammung. Wir kommen in einem schönen Gästehaus unter, geführt von einer sehr freundlichen Familie. Auf den Schreck der überraschend anstrengenden Fahrt öffnen wir die Flasche Vodka und das Glas Essiggurken, die wir mitgebracht haben. Bei einem Vodka bleibt es natürlich nicht. Nach dem vierten gehen wir die Insel erkunden. Und sind wirklich baff. Es ist so anders, als das, was wir erwartet haben. Und so wunderschön hier. Unglaublich. Auch wenn wir das andere Ufer des Sees wegen des Rauchs kaum sehen können.

In einem der zwei Supermärkte hier im Ort füllen wir unsere Vodka-Vorräte auf und gehen dann auf die Suche nach etwsa zu essen. Zu unserer Überraschung ist die Dienstleistungsmentalität hier auf der Insel noch schlechter als bislang auf der Reise. Und die Hälfte der Gerichte auf der Karte gibt es nicht. Macht nichts, wir konzentrieren uns auf Posi, die burjatischen Teigtaschen. Sehr lecker. Auf dem Rückweg ins Gästehaus freunde ich mich mit einigen der Straßenhunde an – sehr zum Missmut meiner Mitreisenden. Doch die Hunde sind wirklich lieb.

Am nächsten Tag erkunden wir weiter die wunderschöne Natur der Insel – trotz des heftigen Windes, der hier herrscht. Und wir bereuen es, nur zwei Nächte auf der Insel eingeplant zu haben. Zu viel, was wir gar nicht ansehen können in der kurzen Zeit. Aber ein russisches Highlight gönnen wir uns noch in unserem Gästehaus. Die Banja – die russische Sauna. Und danach gibt es wieder leckeres russisches Essen.

Am Tag der Abreise fantsiere ich schon darüber, den Baikalsee und Olchon mal im Winter zu besuchen – mit meinem Cousin und seiner Familie. Dann braucht es auch keine Fähre, sondern man fährt über den See, der dann zugefroren ist und unglaublich aussieht. Dann sollten ja auch die schlimmen Straßen kein Problem sein. Zumindest in meiner Vorstellung nicht. Denn mit unserem kleinen Mietauto ist die Fahrt bis zur Fähre wieder recht anstrengend. Und trotz diverser Kuh-Begegnungen auf dem Rückweg, kommen wir heil in Irkutsk an. Ein letzter Tag hier, bevor es dann zur letzten Station unserer Reise – Moskau – geht.

 

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