Irgendwie ist es ein ganz seltsames Gefühl. Heute Abend geht es los. Zusammen mit meinem Papa und Flo reise ich nach Kasachstan. Diese Reise war ein Geschenk von allen Geschwistern für meinen Papa zum 60. Geburtstag. Damit er nochmal die Gelegenheit bekommt, seine Heimat zu sehen. Flo und ich werden ihn begleiten. Ich bin aufgeregt, neugierig, gespannt und nervös zugleich. Und ich freue mich. Ziemlich genau 22 Jahre ist es nun her, dass wir Kasachstan verlassen haben und nach Deutschland gezogen sind. Und in diesen 22 Jahren war ich kein einziges Mal mehr dort. Und 22 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, erst recht, wenn man noch ein Kind war.
Umso gespannter bin ich, wie es ist, jetzt als Erwachsene in die alte Heimat zurückzukehren. Werde ich unsere Stadt überhaupt wiedererkennen? Finde ich unser Haus, meine alte Schule? Wie viel anders ist es dort verglichen mit meinen kindlichen Erinnerungen? Wie ist es, die beste Freundin aus der Kindheit jetzt als erwachsene Frau wiederzutreffen? Und was hat sich alles in der Zwischenzeit verändert?
Mit Sicherheit sehr viel. Mit Sicherheit weiß ich das über die Hauptstadt Astana, früher Zelinograd (in den 90ern wurden fast alle kasachischen Städte mit russischen Namen umbenannt und bekamen neue kasachische Namen). Die neue Hauptstadt wurde stark umgestaltet und auf Bildern sieht die Architektur durchaus beeindruckend und vor allem protzig aus. Ich bin gespannt, was mein Papa noch wiedererkennen wird. Immerhin hat er in Zelinograd studiert und kannte die Stadt damals ziemlich gut. Er wird also gut beurteilen können, wie stark sie sich verändert hat.
Neben Astana wollen wir aber vor allem unsere alte Heimatstadt Alexejewka, jetzt Aqköl, besuchen, die rund 100 Kilometer nördlich liegt. Wir wollen alte Bekannte treffen, unser Haus, das Papa damals Ende der 80er selbst gebaut hat, das Krankenhaus und meine alte Schule anschauen, in Omas Dorf fahren, zum Friedhof, die Umgebung erkunden…
Ich freue mich schon darauf, Flo zu zeigen, wo ich groß geworden bin. Die Geschichten von früher kennt er. Unseren Selbstversorgerhof mit Kühen, Schweinen, Hühnern, einem großen Gemüse- und Kartoffelgarten – der nötig war, um gut über die Runden zu kommen, obwohl mein Vater als Arzt im städtischen Krankenhaus gearbeitet hat. Am Ende der Sowjetzeit und vor allem nach dem Umbruch war unser Hof ein Segen inmitten der Mangelwirtschaft. Ob in unserem Stall immer noch Tiere gehalten werden, weiß ich nicht. Aber ich werde es bald rausfinden. Und vielleicht darf ich ja eine Kuh melken. 🙂 Und ich möchte Flo den Wald zeigen, in dem wir als Kinder gespielt haben. Langweilig wird es uns sicherlich nicht.
Und zum Schluss geht es dann noch in den Süden nach Almaty, die Stadt des Apfels. Als Kind bin ich dort leider nie gewesen, weil die Stadt einfach sehr weit weg von Aqköl ist und die Zugfahrt damals gute 24 Stunden gedauert hat. Wir nehmen jetzt einfach einen Flieger von Astana, geht schneller. Almaty ist die alte Heuptstadt von Kasachstan, gelegen am Fuße des nördlichen Tian Shan-Gebirges. Einer der Hauptgründe, warum wir dorthin wollen. Einmal mit dem Mietauto in die Berge fahren und die schöne Natur dort erkunden. Und wie es aussieht, bekommt mein Vater dort die Gelegenheit, seine alten Schulfreunde nach über 40 Jahren mal wieder zu treffen. 🙂
Es wird auf jeden Fall ein etwas anderer Urlaub als die bisherigen. Umso mehr freue ich mich darauf. Meine Eindrücke werde ich hier mit allen Interessierten teilen.
Wünsch dir viel Spaß und bei den ganzen Eindrücken nicht vergessen es auch zu genießen!
Verreise am 03.06.2017, i can feel you